In Memoriam Sabrina Lemons


Man mag über die sozialen Netzwerke, wie etwa Facebook, denken was man möchte. Sie verurteilen, sich verweigern oder sie nutzen. Ich persönlich finde es schön, so zumindest – wenn auch auf einem einfachen Kommunikationsniveau (volumenmäßig) – doch noch mit einigen Menschen verbunden zu sein, die mich Stücke auf meinem Lebensweg begleitet haben. Dazu gehören auch meine ehemaligen Kollegen bei LOWE’s in Livingston, Texas.
Doch nicht immer sind die Nachrichten, die ich so erhalte nur positiv. So erfuhr ich heute vom Tod von Sabrina (gest. 5.3.14). Sie war lange Jahre OPS-Managerin des Baumarktes. Eine sehr besondere Person, der sicher oft nicht allzu viel Wohlwollen entgegen gebracht wurde (sie war eine Sklaventreiberin – aber in dem Sinne, dass sie es schaffte, das Beste aus den Mitarbeiter heraus zu kitzeln), manchmal vielleicht ein bisschen gefürchtet (sie hatte deutsche Wurzeln und die entsprechende Disziplin und ‚Härte‘), aber sie war auch die am meisten respektierten Managerinnen, die der Laden wohl je hatte.

Sie war die erste Person, der ich begegnete, als ich vor inzwischen sieben Jahren meine Bewerbung bei Lowe’s abgegeben habe. Und als sie erfuhr, dass ich Deutsche bin, war für sie klar: Du bist eingestellt – egal als was. Denn, obwohl in USA geboren und auch Staatsbürgerin, handelte sie nach dem Motto: wir Deutschen müssen doch zusammenhalten! Uns verband von Anfang an etwas mehr, als nur ein einfaches Kolleginnen sein.

So wie ich sie kannte, hat sie bis zum Schluss gekämpft, aber letztlich war der Krebs stärker …

Als ich so über sie nachdenke, erinnere ich mich an ein Gespräch, dass ich kürzlich mit einem Freund führte. Es ging um die verschiedenen Auffassungen der Menschen zum Thema Tod und ‚Leben nach dem Tod’. Ich finde es bleibt einem jedem überlassen, was oder wie er / sie darüber denkt.
Johann Wolfgang von Goethe meinte: Mich lässt der Gedanke an den Tod in völliger Ruhe, denn ich habe die feste Überzeugung, dass unser Geist ein Wesen ist von ganz unzerstörbarer Natur: es ist ein fortwirkendes von Ewigkeit zu Ewigkeit. Es ist der Sonne ähnlich, die bloß unseren irdischen Augen unterzugehen scheint, die aber eigentlich nie untergeht, sondern unaufhörlich fortleuchtet.

Nun, ich persönlich glaube an das Hier und Jetzt. Das dieses gelebt werden sollte, denn eine zweite Chance dazu bekommen wir nun mal nicht. Das wiederum bringt mich zu einem Satz, den ich kürzlich hörte - vielmehr ist es eine Frage. Sie lautet: Was möchtest Du, das einmal auf Deinem Grabstein steht?

Und, wie viele von Euch sind jetzt zusammen gezuckt? Das Thema mag provozieren und es scheiden sich die Geister. Einige sagen – oder denken es zumindest - sicherlich: was für ein unangenehmes Thema. Viele Menschen tun sich schwer, sich mit dem Thema Tod auseinander zu setzen. Doch ich finde diese Frage berechtigt, denn sie bringt mich dazu, über das Leben  - besser mein Leben - nachzudenken. Es geht hier darum, mir bewusst zu machen, was ist mir wichtig. Was gibt es Spezielles in meinem Leben, das nur mich betrifft. Wie ist meine Lebenseinstellung? Was ist meine Philosophie, mein Motto nach dem ich handle? Kann ich das in einem Satz zusammenfassen?

Kirk Douglas sagte einmal, er möchte dass „Verdammt noch mal, ich habe es wirklich versucht!“ eingraviert wird. Nicht schlecht, finde ich.

Als neugieriger Mensch habe ich ein wenig recherchiert, u.a. natürlich im Internet. Dabei bin ich – wie ihr Euch sicher vorstellen könnt - auf sehr wunderliche Seiten gestoßen. Aber auch auf ernsthafte Diskussionen.  In einem Forum tauschte man sich darüber aus, was man sich als Inschrift wünsche. Hier fand ich einiges Witzige, Kurioses, Sarkastisches, aber auch Nachdenkliches. Da war z.B.:

-  ein einfachen ‚Hallo‘!
- ... und immer sind irgendwo Spuren Deines Lebens ...
- Ich hoffe immer noch, dass ich die Welt ein wenig besser verlasse, als ich sie vorgefunden habe.
- er hat sich bemüht
- da hab ich ein Leben lang Angst vor dem Sterben gehabt – und jetzt das!
- er hinterlässt Fragen
- ich bereue nichts
- Der Tag wird kommen, da werdet ihr mich beneiden!
- Ein ewig Rätsel will ich bleiben, mir und anderen.

oder

- Ich möchte mich bedanken, bei all denen die mein Leben angenehm gemacht haben. Vielen Dank und auf Wiedersehen, wo auch immer.

und ein letztes

- hat geliebt!

Natürlich habe ich auch darüber nachgedacht, was ich denn gerne auf dem meinen hätte. Hierzu sei angemerkt, ich habe sehr genau festgelegt, was mit mir geschehen soll, wenn ich sterbe. Nicht das ich dies in nächster Zeit vorhabe, aber ich finde es wichtig, dies nicht in die Ecke ‚ist ja noch nicht soweit’ zu schieben. Vor einigen Jahren war ich auf einem Seminar der Freundeskreise, das mir in der Hinsicht die Augen öffnete. Es ging um das Thema Tod und Sterben, mit dem zunächst viel Unbehagen verbunden war. Doch im Laufe des Seminars änderte sich dies. Nicht nur mir wurde bewusst, nur dann, wenn ich  mich mit dem Sterben und dem Tod auseinandersetze und es zu meinem Leben gehörend annehme, bin ich wirklich in der Gegenwart, wirklich im Leben.
Ich persönlich möchte verbrannt werden und hätte es gerne, wenn dann die Asche an irgendeinem idyllischen Ort mit dem Wind davonfliegt. Wenn dann jemand zum Trauern käme, wäre es in einer schönen Umgebung … Doch sollte mir einer ein Gedenkstein setzen wollen – und sei es nur virtuell – so hätte ich gerne, das darauf steht:
 „… und letztlich fand ich doch heraus: Leben lohnt sich!“

Noch mal, ich möchte nicht bedrücken mit diesen Gedanken - im Gegenteil. Ich möchte Mut machen.  Mut machen, sich bewusst zu werden, was einem wichtig ist, was gibt es in meinem Leben Besonderes? Was ist die Essenz? Ich möchte Mut machen darüber nachzudenken, was Du gerne als Inschrift hättest. Und zwar nicht mit dem Gedanken an den Tod, sondern mit dem Gedanken an das, was Du aus Deinem Leben machst! Hier, jetzt und heute ...

Ach ja, und was Sabrina angeht; ich bin sicher, auf ihrem Stein hätte sie gerne etwas in der Art gehabt wie: ‚Immer eine Kämpferin - Ich gebe nicht auf‘

Tot ist nicht, wer gestorben ist. Tot ist nur, wer vergessen wird. – Rest in peace, Sabrina!