»Sinnkrise«



Mein Wecker klingelt jeden Morgen um 5:00 Uhr. Ich stehe auf, trinke Kaffee, versorge meinen Hund und gehe zur Arbeit. Zwar ist jeder Tag etwas unterschiedlich, aber mein Leben läuft doch ziemlich ähnlich ab. Tag für Tag, Woche für Woche.
Ja, ich habe schon einiges erlebt und mir manchen Traum verwirklicht, aber manchmal scheint nun die Luft raus zu sein. Gleichförmigkeit. Und, keine Frage – auch der Alltag ist mit schönen Momenten gespickt: Wenn ich mit meinem Freund unterwegs bin, einen Waldspaziergang mache oder ein gutes Buch lese.
Aber manchmal frage ich mich, welchen Sinn das alles hat. Soll das jetzt die nächsten 20 Jahre so weitergehen und dann verabschiede ich mich von diesem Leben und gut ist?
Manchmal stelle ich einfach alles in Frage, was ich mache. Ginge es mir in einer anderen Wohnung vielleicht besser? Weiß ich was ich habe nicht zu würdigen? Und warum habe ich eigentlich nie den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt …
Diese Fragen kommen und gehen. Und ob ich durch sie etwas in meinem Leben verändere, liegt in meiner Verantwortung. Aber ich glaube diese kleinen Krisen zwischendrin sind wichtig, da sie mich darüber nachdenken lassen, welchen Wert ich meinem Leben gebe. Will ich mich sozial engagieren, oder will ich mich lieber selbst verwirklichen in einem weiteren Hobby?
Ich muss mich immer wieder neu auf die Suche machen, was Sinn für mich ist. Denn was ich als „Sinn“ sehe, kann sich von Zeit zu Zeit ändern. Sinn ist nichts, was ich einmal gefunden immer behalten kann. Ich muss mich auch immer wieder neu auf die Suche machen.
Ich achte heute einfach mal darauf, was mir wichtig ist…

Wanderlied





Wanderlied

Von dem Berge zu den Hügeln,
Niederab das Tal entlang,
Da erklingt es wie von Flügeln,
Da bewegt sich's wie Gesang;
Und dem unbedingten Triebe
Folget Freude, folget Rat;
Und dein Streben, sei's in Liebe,
Und dein Leben sei die Tat!

Denn die Bande sind zerrissen,
Das Vertrauen ist verletzt;
Kann ich sagen, kann ich wissen,
Welchem Zufall ausgesetzt
Ich nun scheiden, ich nun wandern,
Wie die Witwe, trauervoll,
Statt dem einen, mit dem andern
Fort und fort mich wenden soll!

Bleibe nicht am Boden heften,
Frisch gewagt und frisch hinaus!
Kopf und Arm mit heitern Kräften,
Überall sind sie zu Haus;
Wo wir uns der Sonne freuen,
Sind wir jede Sorge los;
Dass wir uns in ihr zerstreuen,
Darum ist die Welt so groß. (Goethe)

Carpe Diem ... Nutze den Tag!




Heute ist ein ganz besonderer Tag! Wahrscheinlich widerspricht mir der Eine oder Andere: Heute ist ein ganz gewöhnlicher Werktag. Heute ist Donnerstag, der 23. Juni 2016. Wir müssen pünktlich ins Büro, der Hund zum Hundesitter gebracht, Rechnungen sollten bezahlt werden, der Mülleimer rausgestellt ... Es gibt meist einen relativ festen Zeitplan für Einkaufen, Essen und heute Abend das Zubettgehen. Der Chef bekommt seinen Bericht, Kunden müssen bedient, die Arbeitszeiten eingehalten werden. Schließlich muss man ja auch Geld verdienen.
Und ich behaupte trotzdem: Heute ist ein ganz besonderer Tag! Der Tag ist gerade mal ein paar Stunden alt. Es bleibt noch genügend Zeit, um dem Tag ein freundliches Gesicht zu geben. Wie wäre es zum Beispiel, um anzufangen, mit einem kleinen Lächeln in den Spiegel? Dabei einem kleinen freundlichen Wort an Sie selbst: „Hey, ich mag Dich!“ Ich bin mir sicher, Dein Spiegelbild lächelt zurück und freut sich über diese spontane Liebeserklärung.
Die Welt ist schön, trotz ihrer Unvollkommenheit. 

Es kann sein, dass es kein einfacher Tag wird. Wichtige Entscheidungen stehen an, vielleicht ein Abschied, auch einer für immer. Es gibt die Angst etwas falsch zu machen, den Schmerz über einen Verlust oder die Trauer über eine Trennung. Dunkle Wolken könnten uns glauben machen, die Sonne würde nie wieder scheinen. Deswegen ist heute ein besonderer Tag. Denn solche dunklen Wolken müssen sich nicht auch noch in meinen Augen und meinem Herz spiegeln. Die Menschen um mich herum haben es vielleicht nicht verdient, aber so ist das mit Geschenken. Einfach so: ein freundlicher Blick, ein kleines Lächeln, ein Wort des Wohlwollens, eine herzliche Begrüßung, ein ehrliches Danke. Was kostet mich das, außer vielleicht ein bisschen Überwindung? O.K. wenn der Chef gestern ekelhaft war mag die Überwindung größer sein. Aber - habe ich etwas zu verlieren?
Es liegt an mir, ob es ein ganz gewöhnlicher Werktag, oder ein ganz besonderer Tag wird. Es gibt eine heitere Gelassenheit, ich nenne sie Humor, die mir erlaubt, Ja zu sagen, zu dem was ist. Darin liegt auch meine Dankbarkeit in dieser unvollkommenen Welt mit meinen Unzulänglichkeiten leben zu dürfen. Ich werde diesen besonderen Tag heute nutzen! Und Du?

Auf-hören



„Jetzt hör doch endlich mal auf“, das kann ein Notwehrsatz sein, wenn zum Beispiel jemand nicht mit dem Streiten aufhören kann.

Es kann aber auch ein gut gemeinter Rat sein, wenn jemand zu keinem Ende kommen kann, bei der Arbeit, in der Fürsorge oder mit den Sorgen. Oder ich kann es auch mir selbst sagen: jetzt hör doch endlich auf, mach mal einen Punkt, lass es gut sein. Ich kenn das, im positiven Sinn, wenn ich in etwas ganz drin bin, bei etwas ganz dabei bin, mich völlig vergesse und deshalb nicht aufhören kann. Das Negative dabei kann sein, dass die dauernde Beschäftigung mit etwas mich von mir selbst weghält. Mich von den Dingen, die mich sonst so beschäftigen oder auch belasten, ablenkt. Das ist eine Weile gut, aber auf die Dauer nicht. Irgendwann muss ich aufhören, damit ich mal wieder zu mir selbst oder zu anderen komme.

Sprache ist schon was Tolles. Das Wort aufhören zum Beispiel sagt mir zweierlei. Zum einen: dass ich mit etwas zu Ende kommen soll oder mich unterbrechen, eine Pause machen soll. Im Wort aufhören steckt aber noch mehr. Dass ich hören soll, also auf, hinauf hören, über mich hinaus hören.  Um so die Unterbrechung oder die Pause in meinem Alltag als ein über mich Hinaushören zu erleben, ein über mich Hinaushören, das mich wieder näher zu mir selbst bringt. Und so und nur so näher zu der Wirklichkeit.

Also, darum hör doch jetzt endlich mal auf, Peter, Christina, Thomas, Karin, Markus, Susanne, Jan, Martina …. hör auf, mach‘ eine Pause, schnauf mal durch und hör in dich hinein und über Dich hinaus.

… in diesem Sinne, wünsche ich Euch allen ein ruhiges Wochenende mit viel Zeit zum auf-hören. 


Fünfmal Dankbarkeit ...



»Mögest du jeden Tag wieder dankbar mit dir zusammenleben. « (Altirischer Segenswunsch)

Ein psychologischer Test mit zwei Gruppen: Die eine soll wöchentlich protokollieren, welche Situationen sie unter Stress setzen. Die andere soll jede Woche fünf Dinge aufschreiben, für die man dankbar sein kann.
Was ist dabei herausgekommen? Die Gruppe, die sich mit Dankbarkeit beschäftigt hatte, fühlte sich eindeutig wohler und war sozial aktiver, als die, die sich mit den Stressfaktoren beschäftigt hat.
Und was lehrt uns das? Die Fähigkeit dankbar zu sein hat einen großen Einfluss darauf wie zufrieden wir mit unserem Leben sind. Sie hat einen großen Einfluss auch auf unser Glücksempfinden. Das ist mehr als ein pseudo-selbsthypnotisches positives Denken. Dankbarkeit ist tiefer und umfassender. Dankbarkeit ist eine Lebenshaltung und eine Fähigkeit, die man lernen kann. Zum Beispiel dadurch, dass man sich erst mal überlegt wofür man dankbar sein könnte. 


Dann also gleich die Probe auf’ s Exempel. Bei mir. Fünf Dinge für die ich dankbar bin:
Erstens, natürlich, Gesundheit! Wer meine Geschichte kennt weiß, warum diese für mich so wertvoll ist. Eine scheinbare Selbstverständlichkeit, aber dem ist nicht so…
Zweiter Grund für Dankbarkeit: dass es Menschen um mich gibt, die weit mehr sind, als „nur“ Alltagsbegleiter.
Drittens: dass ich Arbeit habe. Und auch noch eine, die ich im großen Ganzen ganz okay finde und ich kann mit dem verdienten Geld alle Rechnungen bezahlen und gut leben. Ja, dafür darf man sehr dankbar sein...
Vierter Grund für Dankbarkeit: Dass ich jeden Tag dreimal zu essen, genügend zu trinken, ein Dach über dem Kopf und abends ein gemütliches Bett habe.
Fünftens bin ich dankbar dafür, dass ich trotz allem was einen davon abhalten kann, noch immer an das Leben glauben kann.
Und weil ich gerade so gut im Schwung bin, fallen mir gleich noch ganz viele andere Dinge ein, für die ich dankbar bin. Ich bin dankbar für all das, was ich bis heute alles erleben durfte. Ich bin dankbar, dass ich all die Erlebnisse mit wunderbaren Menschen und Tieren teilen durfte. Ich bin dankbar, all die Erlebnisse niederschreiben zu können … und ich bin so dankbar, dass ich dankbar sein darf und kann.

Und? Wofür bist Du heute dankbar?