wishful thinking ...



»Wenn Gott jemanden wahnsinnig machen will, erfüllt er ihm alle Wünsche.« (Paolo Coelho)

Ich habe Geburtstag. Und welcher Tag sonst würde sich dafür eignen, über „Wünsche“ nachzudenken (außer vielleicht noch Weihnachten). Meine Wünsche natürlich.

Erstmal bleibe ich an dem Wort selbst hängen. Ich meine, was sind Wünsche? Fantastereien? Irgendwie birgt das Wort ja schon so ein wenig etwas von ‚unerfüllbar‘, oder? Motivationstrainer sagen an dieser Stelle meist, man sollte das Wort „Wünsche“ in „Ziele“ umformulieren. Aber ich persönlich finde, damit büßen Sie einen Teil ihres Zaubers ein und werden zur Pflicht.

Laut Duden ist ein Wunsch: das Begehren nach einer Sache oder Fähigkeit, ein Streben oder zumindest die Hoffnung auf eine Veränderung der Realität oder Wahrnehmung, dass jemand bei sich hegt oder äußert, dessen Erfüllung mehr erhofft als durch eigene Anstrengungen zu erreichen gesucht wird.
… mit anderen Worten, ich will etwas und nix dafür tun??

Die Philosophie dröselt es noch ein bisschen weiter auf. Da habe ich mal irgendwo gelesen, dass Wunsch und Wille verwandt sind. Der Wille ist oft ein starker Wunsch, aber der Wunsch unterscheidet sich vom Willen, nämlich im Grad der Entschiedenheit oder Entschlossenheit. Demnach stellt der Wunsch das frühe Stadium des Willens dar. Es wird noch zögerlich formuliert, abgewogen und überlegt. Beim Willen ist man dagegen zumindest theoretisch sicher, sich für das nun klar definierte Gewünschte selbst zu engagieren. Ein Wunsch kann sich auch auf ein bestimmtes Ereignis oder einen bestimmten Gegenstand beziehen, mit dessen Eintreten oder Erhalten der Wunsch erfüllt ist. Der Wille dagegen ist meist eher eine länger anhaltende Geisteshaltung, die verschiedene Ereignisse nacheinander bewirken kann.

… Also ganz im Sinne der ‚Tschakka-Befürworter‘: Wünsche können die Zukunft beeinflussen, weil sie Ziele zeigen und weil sie motivieren.

Der griechische Philosoph Epikur unterschied drei Arten von Wünschen: natürliche und notwendige Wünsche;  natürliche und nicht notwendige Wünsche; nicht natürliche und nicht notwendige Wünsche …
Natürliche und notwendige Wünsche sichern das Überleben. Dazu gehören Essen, Trinken, Nahrung und Kleidung. Sie entsprechen den menschlichen Grundbedürfnissen, deshalb müssen diese Wünsche immer befriedigt werden. Natürliche und nicht notwendige Wünsche sind den Sinnen angenehm, aber zum Überleben eigentlich überflüssig. Oft aber ist die Befriedigung dieser Wünsche vorteilhaft. Nicht natürliche und nicht notwendige Wünsche werden durch eine Meinung hervorgerufen. Diese Wünsche sollten nach Epikur niemals erfüllt werden.
…mit anderen Worten: sei zufrieden mit dem was Du hast.

Irgendwie ist aber auch das alles sehr theoretisch und nimmt – für mich - den Wünschen ihre Magie.

Der Wunsch ist verwandt mit der Sehnsucht.

Also zurück zu den Wünschen. Wir alle möchten gesund sein und möglichst finanziell abgesichert, wir alle möchten Glück in der Liebe und Erfolg im Beruf, wir alle möchten sicher und ohne Krieg leben. Das ist schon ganz schön viel verlangt, vom Leben …
Schon die Märchen zeigen, wie schwierig das mit dem Wünschen sein kann. Sie erzählen davon, dass Wünschen gekonnt sein muss! Etwa wenn jemand drei Wünsche bei einer Fee frei hat. Leider sind dann sehr oft die ersten beiden Wünsche vor lauter Gier, Ehrgeiz oder Dummheit völlig blödsinnig. Deshalb bleibt dem Beschenkten nichts anderes übrig, als mit dem letzten Wunsch die Folgen der ersten beiden Wünsche wieder halbwegs in Ordnung zu bringen. Am Ende ist dann alles, wie es schon am Anfang war. Hm ….

 Ich frage mich, sind manche dieser „Wünsche“ nicht schon viel mehr „Erwartungen“, die ich an das Leben stelle? Ist es nicht mehr als eben etwas, dass in weiter Ferne ist und sich vielleicht irgendwann oder gar nicht erfüllt? Denn sind wir mal ehrlich, wir erwarten doch irgendwie schon, dass sich zumindest manche unserer sogenannten Wünsche erfüllen und sind enttäuscht, wenn dies nicht der Fall ist. Gleichwohl ich denke, manchmal brauchen wir auch Enttäuschungen, um eine Täuschung oder Selbsttäuschung zu beenden. Dadurch werden wir dem Leben gerechter mit all seiner Unvollkommenheit und Fehlerhaftigkeit. Und wir werden menschlich reifer, schauen das Leben an wie es ist und brauchen nicht zu verzweifeln. Zudem ist es eine Chance, uns selber besser kennenzulernen, besser zu werden, ehrlicher...

Ich wünsche Dir …

Es gibt ja auch den Trost, dass wir uns nicht allein um die Wünscherei kümmern müssen. Denn da wären natürlich auch die guten Wünsche von außen, die man da so zum Geburtstag bekommt, klassischerweise „Gesundheit und Glück“ vorneweg. Manchmal darf e auch auch etwas kreativeren sein, wie z.B. der meiner Cousine: Ganz viel Schönes, spannende Erfahrungen und erfüllte Begegnungen. Und meine Schwester trifft es passend zum Thema: Happy Birthday kleine Schwester. Und schon wieder ist ein Jahr rum. Ich wünsche dir für das Nächste das alles was du dir vornimmst auch in Erfüllung geht.

Tja, was wünsche ich mir denn nun? Natürlich wünsche ich mir einen großen Sack voll Geld. Denn damit könnte ich dann viele meiner anderen Wünsche verwirklichen. Ich gebe zu, da bin ich ganz materiell. Zum Beispiel, ein etwas schnelleres Auto wäre schick. Aber ich brauche es nicht für mein Lebensglück. Mein kleiner KIA bringt mich auch von A nach B (der hat heute übrigens auch einen kleinen Geburtstag; als ich am Morgen einsteige und auf dem Kilometerstand schaue, steht der punktgenau auf 50.000).
Aber im Ernst. Ich habe eine so genannte ‚Bucketlist‘ (Wunschliste), die ich immer mal wieder anpasse. Ich habe nämlich festgestellt, dass sich manche Wünsche einfach so wieder auflösen. Ohne Erfüllung und ohne Gram über diese Nicht-Erfüllung. Gerade an Tagen wie heute, überdenke ich eben diese mal wieder.
Momentan steht ganz oben: Zeit. Ganz konkret meine ich damit, Zeit – so 3 bis 4 Monate - um endlich meine nächsten Buchprojekte in die Realität umzusetzen. Leider fehlt mir momentan dazu noch das nötige Kleingeld. (Vielleicht liest ja ein mutiger Sponsor diese Zeilen, dann kann sie/er gerne mit mir in Verbindung treten … und ansonsten, gehe ich einfach weiter meinen Weg immer auf den Wunsch zu und halte es mit Herrn Goethe, der sagte: „Unsere Wünsche sind die Vorboten der Fähigkeiten, die in uns liegen.").
Natürlich hört damit die Liste nicht auf. ‚Wohnen am Meer‘ und ‚eine Reise durch Schottland‘ gehören auch dazu.

Und was noch? Klassischerweise könnte ich mir Gesundheit und Glück wünschen. Gerade sagte eine Kollegin: „Das wichtigste ist doch, das man gesund ist.“ – nun, das mag schon stimmen, denn ohne Gesundheit ist alles nichts. Doch einer Sucherin wie mir, wird das nie wirklich genug sein.
Hört sich fast unverschämt an? Nein. Ich persönlich bin einfach der Überzeugung, dass nur ‚gesund und zufrieden‘ sein nicht ausreicht um ein erfülltes Leben zu leben. Ich möchte nicht einfach nur zufrieden sein.

Klar gibt es die Pessimisten, die sagen: „Wünsche Dir nie zu viel, dann wirst Du weniger enttäuscht.“ Dagegen halten dann die, die sagen: „Habe möglichst große Wünsche (und Ziele), das ist die Motivation sie zu erreichen.“

Ja was denn nun? Das muss wohl ein jeder für sich selbst entscheiden. Wünsche und Ziele zu haben, bedeutet ja auch nicht, dass ich unglücklich bin. Wünsche haben und doch zufrieden sein, das ist’s. Durchaus bewusst mein Leben gestalten und nicht nur ‚Spielball‘ der Ereignisse sein.

Mir fällt da noch ein Klassiker ein: Wenn ich nur einen Wunsch frei hätte, wünschte ich mir Unsterblichkeit. – Nein, das steht nicht auf meiner Liste, denn damit müsste ich zu lange leben …ich wünsche mir nicht einmal ein besonders hohes Alter. Ich wünsche mir lieber, dass das Leben was ich habe, mir meine Wünsche so erfüllt, dass ich – wann auch immer – dann ganz ruhig gehen darf.

Wünsche will ich, nichts als Wünsche: und immer an Stelle der Erfüllung einen neuen Wunsch. (Friedrich Wilhelm Nietzsche)

Ich wünsche mir für mich, mich nie zufrieden zu geben, mit dem was ist. Denn wenn ich eines gelernt habe, dann ist es, das Veränderung Leben ist, lebendig sein bedeutet. Für mich ist die „Sehnsucht“ kein melancholischer Fehltritt, sondern der Kraftstoff, der meinen Lebensmotor anfeuert.

Klar, bin ich mir bewusst, dass manche Dinge ganz anders laufen, als ich mir das so vorstelle. Und manche dann doch genau da hin führen, wo ich will. Ich weiß, dass sich manche meiner Wünsche vielleicht unverhofft erfüllen. Und manche wohl eher nicht … Was auch gut ist (also letzteres), denn manchmal wäre es durchaus eine Katastrophe, wenn alle unsere Wünsche wahr würden. Da ist es dann eben doch auch wahr, was Garth Brooks gesungen hat: „Some of gods greatest gifts, are unanswered prayers …” (Manche von Gotts größten Geschenken, sind unbeantwortete Gebete …) (Link Song)


Ich weiß, in diesem Post gibt es durchaus Widersprüche. Macht nix. Ist wie das Wünschen selbst ... wie auch immer. Ich werde meine Wünsche behalten. Sie auch weiter so nennen und nicht nur davon träumen, dass sie in Erfüllung gehen, sondern auch das mir mögliche dafür tun. Mich freuen, wenn ich ihnen auf meinem (Lebens)Weg wieder ein Stück näher komme und es mit Thomas von Kempen halten: Wie weise und glücklich ist der, welcher so lebt, wie er am Ende wünschen wird, gelebt zu haben.

Lass Dir Zeit ...






Da Zeit das kostbarste, weil unwiederbringlichste Gut ist, über das wir verfügen, beunruhigt uns bei jedem Rückblick der Gedanke etwa verlorener Zeit. Verloren wäre die Zeit, in der wir nicht als Menschen gelebt, Erfahrungen gemacht, gelernt, geschaffen, genossen und gelitten hätten.  (Dietrich Bonhoeffer)

#wanderlust ...



… gestern wandern, fast 15 km, schwäbische Alb-großes Lautertal-Wolfstal. Perfekt!





... sogar einen "Anhalter" mitgenommen ;-)


Save-the-date ...




»Save the date« – immer öfter bekomme ich eine Postkarte oder eine E-mail mit dieser Aufforderung mir ein Datum vorzumerken. Die Vorinformation über Seminartermine, ein Jubiläum, einen runden Geburtstag oder eine Verabschiedung kommt lange vor der eigentlichen Einladung, damit der Termin schon frühzeitig im Kalender vermerkt wird.

»Save the date« – diesen Satz finde ich so sinnvoll wie schillernd. Klar, bei einem Termin, der mir wichtig ist will ich sicherstellen, dass auch möglichst viele der Leute kommen, die mir wichtig sind. Dafür steht das „save“, das Sichern. Das ist aber auch das Schillernde daran für mich.  Ein Datum, einen Termin, einen Tag im Leben sichern zu wollen. Im Voraus festhalten zu wollen, wo doch nur eines sicher ist: dass nichts sicher ist. Zwar ist vieles planbar, aber oft kommt es dann eben doch anders, gerade, wenn der Termin weit weg ist.

Darum löst dieser Terminsicherungssatz bei mir auch noch was anderes aus, so eine Art Mahnung für meinen Alltag. Zu sichern, dass ich lebe, wirklich lebe, so oft wie möglich, nicht nur bei Großereignissen.

»Save the date« – sichere dir immer wieder einen Termin, an dem du dir selbst etwas Gutes tust. Oder wo du was mit deinen Freunden, deiner Familie unternimmst, einen Menschen anrufst, der es brauchen kann oder einen Krankenbesuch machst.
»Save the date« – für einen schon lang anstehenden Gesundheitscheck oder dafür, dich mal wieder ganz zweckfrei der Natur, dem Leben zu öffnen.

Und ein letztes sagt mir dieses »Save the date« auch: Verliere bei aller Voraussicht, Planung und Sicherung eines nicht aus den Augen: Dass nur der Tag sicher ist, an dem alle Daten ein Ende haben.

… in diesem Sinne »Save the date« für ein superschönes Wochenende, das an vielen Stellen leicht sein darf!