Sei du selbst ...

Als ich jung und frei war und meine Phantasie keine Grenzen kannte, träumte ich davon, die Welt zu verändern. Als ich älter und weiser wurde, stellte ich fest, dass die Welt sich nicht veränderte.
Also reduzierte ich meine Erwartungen und beschloss, nur mein Land zu verändern. Aber auch das erschien mir unveränderbar.
Als ich die Abenddämmerung meines Lebens erreichte, versuchte ich in einem letzten verzweifelten Versuch, wenigstens die Menschen zu verändern, die mir am nächsten standen. Aber auch die ließen sich darauf nicht ein.
Jetzt, da ich im Sterben liege, wurde mir plötzlich klar: Wenn ich doch am Anfang nur mich selbst verändert hätte, dann hätte mein Beispiel meine Familie verändert. Durch ihre Ermutigung wäre ich in der Lage gewesen, mein Land zu verbessern. Und wer weiß, ich hätte sogar die Welt verändert.
(Inschrift auf dem Grab eines Bischofs in der Westminster Abbey, London, gestorben im Jahre 1100)
 

Sei einfach Du selbst?



«Sei doch einfach Du selbst.« Diesen Ratschlag bekam ich kürzlich von einem Freund. Etwas verwirrt fragte ich mich: »Was soll ich tun? Welcher Weg ist dran? Der einfachere, der eher das Bisherige fortführt? Oder ist eine Neuausrichtung für mich dran?« Beide Möglichkeiten sieht man vor sich. Beide kann man sich vorstellen. Beide würden einem entsprechen.
Kann da der Ratschlag helfen? »Sei doch einfach Du selbst.«
Mir half er erstmal eher nicht. Weil er mich in meiner Unentschiedenheit allein lässt.
Das ist doch genau das Problem, das mich verunsichert. Ich weiß nicht, wie ich mich entscheiden soll, weil ich im Grunde nicht weiß, auf welchem Weg ich ganz ich selbst bin. Wie soll mir dieser Rat helfen, »sei doch einfach Du selbst« wenn das genau die Frage ist: »Wer bin ich?«
Ich bewege mich zwischen verschiedenen Möglichkeiten meiner selbst. Manchmal schwanke ich. Bin kein unwandelbares Ich, dessen Ich so fixiert ist, so dass ich darüber verfügen könnte wie über ein Bankkonto.

»Wer bin ich?« so ungewiss fragt auch Dietrich Bonhoeffer. In einem Gedicht, das er im Gefängnis der Nazis in Berlin-Tegel geschrieben hat. Vor etwa 70 Jahren. Verunsichert, weil das Bild, das er von sich hat, ganz anders ist, als das seiner Mitgefangenen.

Bin ich das wirklich, was andere von mir sagen?
Oder bin ich nur das, was ich selbst von mir weiß?
Bin ich denn heute dieser und morgen ein anderer?
Bin ich beides zugleich?
Wer bin ich?
Einsames Fragen treibt mit mir Spott.

Eine Antwort findet Bonhoeffer nicht, indem er immer angestrengter sucht. Sondern in dem er das Suchen lässt. Und die Antwort auf die Frage einer höheren Macht (in seinem Fall Gott) überlässt: »Wer ich auch bin, Du kennst mich!« Bonhoeffer kann leben mit einem offenen ‘Ich‘. Er muss nicht über sich verfügen. Das wird möglich, weil er sich darauf verlässt, dass er nicht alleine unterwegs ist, auch wenn er seiner selbst ungewiss ist. Er weiß, dass Gott ihn braucht in seinem Widerstand gegen die Nazis.


Ich verfüge nicht über einen so tiefen Glauben wie Dietrich Bonhoeffer. Aber ich kann doch von ihm lernen. Lernen zu vertrauen, dass das Leben mir zeigt, wer ich bin und wo mein Platz ist. Welchen Weg ich gehen soll. Vielleicht nicht gleich heute, vielleicht auch nicht endgültig. Und ich muss den Grund meines Lebens nicht immer selbst sichern; kann trotzdem leben und eine Aufgabe erfüllen. Das gibt dann wieder Gewissheit, dass es gut ist, wie es ist und ich nicht sofort die starre Antwort auf das ‘Wer bin ich?‘ wissen muss. Ich glaube auch, es gibt es nicht, das endgültiges Bild. Eine Kontur, ja. Eine Richtung, ja. Meine eigene Vorstellung, ja.
Und wenn ich aufmerksam bin, kann ich auch im Spiegel der Welt um mich sehen, wer ich bin. Jetzt gerade. Aber ich darf mich auch verändern, bin kein starres Etwas und vorgefertigt. Darf Altes ablegen und neue Aufgaben annehmen.

Und dann ist der Ratschlag dann doch wieder gut: »Sei doch einfach Du selbst.« … immer so, wie Du es gerade bist. Heute, morgen, nächste Woche… (wb)

Das Meer ...



Was sind die zehn wichtigsten Worte im Leben? Gemessen an dem, was sie für uns bedeuten. Der Schriftsteller Albert Camus meint, es sind diese:

die Welt,
der Schmerz,
die Erde,
die Mutter,
die Menschen,
die Wüste,
die Ehre,
das Elend,
der Sommer,
das Meer.



Ein Leben ...



Du hast nur dieses eine Leben. Wie möchtest Du es verbringen? Entschuldigend? Bereuend? Fragend? In Selbsthass? Im Schlankheitswahn? Im Nachahmungsmodus? …
Sei mutig. Glaube an Dich selbst. Tu was sich gut anfühlt. Gehe Risiken ein. Du hast nur dieses eine Leben. Mach‘ Dich selbst stolz darauf...